Kennst Du das? Es gibt Texte, die liest Du und sie haben keinerlei Wirkung auf Dich. Und dann gibt es Texte, die sprechen Dich an und ziehen Dich in eine Welt hinein. Eine Welt, die Du interessant, sympathisch oder inspirierend findest. Anstatt langweiliger Floskeln und gestelzter Formulierungen haben diese Texte eine eigene Sprache. Mit dem Effekt: Du hast Lust darauf, mehr über den Menschen zu erfahren, der da schreibt.
Doch wie schafft man es, beim Schreiben die eigene Persönlichkeit einfließen zu lassen? Mit einer Markenstimme sorgst Du dafür, dass Deine Texte Charakter haben und nach Dir klingen. Deine Markenstimme ist die Art, wie gesprochen wird und die Persönlichkeit, die in Deinen Texten zum Vorschein kommt. Ich zeige Dir zwei Wege, wie Du Deine eigene Stimme findest.
#1 Finde Wörter, die Deine Marke strahlen lassen
Floskeln oder Marketing-Blabla lassen potentielle Kunden schnell weiterziehen. Sich anzupreisen und zu erzählen, wie toll man arbeitet, will niemand mehr lesen. Copy-and-paste bei den Mitbewerbern ist auch keine gute Idee. Wenn Deine Texte Persönlichkeit ausstrahlen sollen, braucht es eine Tonalität, die Deine Marke unterstreicht. Die Tonalität entscheidet darüber, wie ein Text wirkt und welche Stimmung er erzeugt – allein durch den sprachlichen Stil und die Wortwahl.
Bevor Du auf die Suche nach den passenden Wörtern gehst, machst Du Dir als erstes klar: Wie will ich klingen? Welchen Charakter soll meine Markenstimme haben? Ich empfehle Dir, Dich für drei Eigenschaften zu entscheiden, damit es konkret bleibt. Die Auswahl ist groß, vielleicht ist bei diesen Beispielen schon etwas für Dich dabei:
- frech – mitreißend – direkt
- interessiert – persönlich – inspirierend
- begeisternd – motivierend – positiv
- einfühlsam – verständnisvoll – mütterlich
- modern – kreativ – schillernd
- leidenschaftlich – mitreißend – experimentierfreudig
- bodenständig – verlässlich – humorvoll
- vielseitig – empathisch – interessiert
- seriös – erfahren – charmant
Mit den Eigenschaften legst Du den Rahmen fest, zu dem die ausgewählten Wörter passen sollten. Nun kannst Du auf die Suche nach positiven Wörter gehen, die Deinen Texten Leben einhauchen und sie persönlich statt beliebig machen. Du sammelst erstmal alles, was Du sinnvoll findest: Verben (!), Adjektive, Substantive. Mit diesen 4 Tipps kommst Du auf gute Ideen:
1. Durchsuche Deine E-Mails
Wörter mit Anziehungskraft benutzt Du vielleicht längst, ohne dass es Dir bewusst ist. Deshalb lohnt sich ein Blick in Deine E-Mails. Die hast Du nämlich sehr wahrscheinlich lockerer geschrieben als einen Text für Deine Website. Ohne Hemmschwelle à la das-muss-jetzt-richtig-gut-werden, wird Deine Wortwahl automatisch natürlicher.
Außerdem reagierst Du mit einer E-Mail meist auf eine konkrete Situation, für die Du Worte finden musst: Du antwortest auf Fragen Deiner Kunden, erklärst vielleicht eine Vorgehensweise oder brauchst noch weitere Informationen. Du wirst Deinen Kunden sicher nicht schreiben, dass sie sich auf eine „professionelle Zusammenarbeit“ oder einen „erstklassigen Service“ verlassen können. In meinem Postfach schlummerten zum Beispiel Wörter wie Klarheit, neuer Schwung, Fokus, selbstbewusst.
2. Höre Deinen Kunden zu
Auch die Sprache Deiner Kunden kann eine wahre Fundgrube sein. Welche Wörter benutzen sie, zum Beispiel beim Telefonieren, in E-Mails oder in einer Bewertung, die sie für Dich geschrieben haben? Deine Kunden blicken von außen auf Deine Welt und bringen ihre eigene Perspektive und Sprache mit.
Wenn Du einer Kundin das Leben leichter gemacht hast, wird sie sicher mehr sagen als: Es war sehr gut oder hervorragend. Solche Wörter gehören nämlich nicht auf Deine Liste. Weil sie keinen Puls haben, weil sie ohne Ecken und Kanten sind, weil wir sie schon so oft gelesen haben, dass wir sie schlichtweg überlesen. Für Deine Markenstimme brauchst Du Wörter, die positiv sind, aber auch originell oder lebendig. Auf meiner Liste stehen Kundenwörter wie etwa knackig, wesentlich, leicht.
3. Überlege, was Du für Deine Kunden tust
Verben sind die Königswörter der deutschen Sprache. Sie gehören unbedingt auf Deine Wörterliste, weil sie jeden Text in Bewegung versetzen. Gemeint sind starke Verben und möglichst solche, die anschaulich und lebendig statt abstrakt und trocken klingen. Verben wie realisieren, generieren oder problematisieren locken niemanden aus der Reserve und man würde sie in einem persönlichen Gespräch auch nicht verwenden – hoffe ich zumindest.
Wie Du passende Verben findest? Mach Dir klar, was Du für Deine Kunden tust und frag Dich auch, was sie nach eurer Zusammenarbeit besser können. Einige meiner Verben sind zum Beispiel begleiten, nachfragen, klären oder gewinnen.
4. Frag Dich, welche Bedürfnisse Du erfüllst
Damit sich Deine Wunschkunden angesprochen fühlen, solltest Du sie auch emotional erreichen. Ihnen wortreich zu erklären, welchen Nutzen sie von der Zusammenarbeit mit Dir haben, ist zwar wichtig, aber nur ein Teil der Mahlzeit. Wie ein warmer Apfelstrudel – macht satt, aber richtig lecker wird er erst mit Schlagsahne und Vanilleeis.
Den Will-ich-haben-Effekt erreichst Du nicht über Fakten und Informationen, sondern über Emotionen. Sicher, Deine Kunden haben ein Problem und wollen eine Lösung. Frag Dich aber, welche tiefer liegenden Bedürfnisse mit dieser Lösung verbunden sind. Dann bist Du bei den Emotionen angekommen – und den interessanten Wörtern für Deine Liste.
Mit dem Warum-Fragespiel legst Du die tieferen Schichten frei. Ähnlich wie bei einem Kind, das Dir Löcher in den Bauch fragt, bis Du nicht mehr weiter weißt. Nehmen wir dafür mein Business als Beispiel: Ich biete Kommunikations- und Marketingberatung für Soloselbstständige und Kreative an …
Warum brauchen das meine Kunden?
Sie überzeugen mit einer klaren Botschaft und authentischen Texten.
Und warum brauchen sie das?
Sie wissen genau, was sie für wen, wie und warum anbieten.
Und warum brauchen sie das?
Sie konzentrieren sich auf das Wesentliche und treten selbstsicherer auf.
Und warum brauchen sie das?
Sie sind motivierter und finden neue Energie.
Und warum brauchen sie das?
Sie arbeiten mit mehr Freude und Leichtigkeit.
Kurz gesagt: Sie werden erfolgreicher.
Und, auf wie viele Wörter bist Du gekommen? Vielleicht sind es 15, 20, 30 oder sogar mehr? Nun kannst Du Dir einen Deiner Marketingtexte nehmen und ihn überarbeiten. Bringe Deine neuen Wörter da unter, wo sie passen. Klingt der Text jetzt mehr nach Dir? Ansonsten lade ich Dich ein, diesen Weg zu versuchen.
#2 Finde Deine Writer Persona: Hallo, hier Schreib-Ich!
Jetzt weißt Du, wie Du Wörter mit Leuchtkraft findest. Schauen wir uns nun an, wer da schreibt. Vielleicht denkst Du jetzt: Ich schreibe, wer sonst? Stimmt. Du entscheidest aber selbst, was und wie viel Du von Dir zeigen und wer Du für Deine Kunden sein möchtest. Denn Dein Schreib-Ich muss längst sich nicht so facettenreich sein, wie Deine komplette Persönlichkeit.
Ein paar klar definierte Eigenschaften reichen völlig aus:
- Bist Du die erfahrene Lotsin, die ihren Kunden sicher den Weg weisen kann?
- Bist Du die ruhige Kreative, die ihre Kunden treffsicher mit neuen Ideen begeistert?
- Bist Du die verlässliche Gefährtin, die mit ihren Kunden durch dick und dünn geht?
Mach Dir Deine Markenstimme bewusst, indem Du aufschreibst, was Deine (idealen) Kunden interessieren könnte und was Du für relevant hältst. Dafür kannst Du einen Fragebogen anlegen, bei dem Du völlig freie Hand hast. Hier einige Vorschläge:
- Wie alt bist Du?
- Was ist Dein Beruf?
- Wie lebst Du?
- Welche 3 Eigenschaften sind typisch für Dich?
- Hast Du ein Lebensmotto?
- Ist das Glas bei Dir halb leer oder halb voll?
- Bist Du eher introvertiert oder extrovertiert?
- Was ist Deine größte Stärke?
- Welchen Wunsch willst Du Dir unbedingt erfüllen?
- Welche Reise begeistert Dich bis heute?
- Was nervt Dich an Dir selbst?
- Wen zitierst Du gerne?
- Welche Menschen inspirieren Dich?
- Hast Du tägliche Rituale?
- Welche Eigenschaften sind Dir bei anderen wichtig?
- Was bringt Dich auf die Palme?
- Bei welcher Beschäftigung vergisst Du die Zeit?
- Wie lässt sich Dein Humor beschreiben?
Voilà, Dein Schreib-Ich ist zum Leben erweckt! Nimm Dir einen Text von Deiner Website oder einen Deiner Blogartikel und schreibe ihn aus Sicht Deiner Writer Persona nochmal. Hat der Text nun mehr Persönlichkeit?
Texte ohne Herz und Hirn hinterlassen keinen bleibenden Eindruck, weil sie beliebig und langweilig sind. Wenn die Leser:innen aber merken, dass da jemand zu ihnen spricht und ihre Probleme und Bedürfnisse kennt, dann wird es interessant. Texte mit einer eigenen Markenstimme sind generell leicht verständlich und umgangssprachlich geschrieben. Sie erreichen die Leser:innen, indem sie Charakter zeigen und nach einem echten Menschen mit Ecken und Kanten klingen.