9 Fragen an Ulrike Niedlich, Animatorin und Illustratorin (#2)

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In der Reihe „Marketing Stories“ erzählen Soloselbstständige ehrlich und ungeschminkt über ihr Selbstmarketing, ihre Erfahrungen und Erfolgserlebnisse, aber auch über ihre Zweifel und Unsicherheiten. Sie geben Einblicke, was bei ihnen gut funktioniert und warum und was es für sie bedeutet, sich mit dem eigenen Business sichtbar zu machen. 

1. Was machst Du genau und seit wann bist Du selbstständig?

Ich komme ins Spiel, wenn andere ihre Themen und Angebote visualisieren und leicht verständlich machen wollen. Dafür zeichne ich mit Stift und Papier oder entwerfe Bildwelten am Computer. Letzteres vor allem für Erklär- und Imagevideos. Ich arbeite für Agenturen, Unternehmen, wissenschaftliche oder öffentliche Einrichtungen. Selbstständig war ich sofort nach meinem Animationsstudium im Jahr 2010. Das ist in meiner Branche recht üblich. 

Illustration kam erst nach und nach dazu. Obwohl ich seit meiner Kindheit leidenschaftlich gern zeichne, konnte ich mir das lange nicht als Beruf vorstellen. Später entschied ich mich dann doch noch für ein Fernstudium. Kürzlich habe ich mein erstes Kinderbuch illustriert und mir damit einen Traum erfüllt. 

2. Wie sah Dein Marketing anfangs aus?

Eine Website hatte ich von Anfang an. Mir war wichtig, dass ich zeigen kann, was ich mache. Viele Aufträge kamen über meine Kontakte aus dem Studium. Ich saß damals in einer Ateliergemeinschaft, zusammen mit Freunden und anderen Animatoren. Wir haben uns gegenseitig bei Projekten unterstützt und uns für manche Aufträge auch gemeinsam beworben. Das waren oft große Film- oder Fernsehproduktionen, für die es viele Animatoren braucht. Man könnte sagen, ich bin einfach von Projekt zu Projekt getingelt. In diesem Sinne gab es kein aktives Marketing. 

3. Was funktioniert heute für Dich am besten und warum?

Generell zeige ich heute viel mehr, was ich mache. Auf Instagram bin ich sehr aktiv. Da poste ich meine Zeichnungen, vor allem private. Das ist für mich wie ein Online-Portfolio. Ich kann den Leuten sagen: Hier schaut mal, das sind die Sachen, die ich mache, wenn ich freie Hand habe. Wenn euch das gefällt, dann kommen wir vielleicht zusammen.
Für Kunden ist es oft sogar einfacher, sich meine Zeichnungen auf Instagram anzusehen als dafür auf meine Website zu gehen. Die Website eignet sich besser für die Animationen und Erklärvideos. 

 

LinkedIn ist mein Kanal, um mit den vielen Menschen in Kontakt zu bleiben, mit denen ich irgendwann mal zusammengearbeitet habe. Auf Facebook habe ich neben meinem privaten auch ein berufliches Profil. Da poste ich hin und wieder meine Animationsprojekte, um breiter zu streuen, woran ich gerade arbeite. Und ich setze auf Onlinekurse, um neue Techniken oder Programme zu erlernen. Weiterbildung gehört für mich nämlich auch zum Marketing, weil ich dadurch meine Fähigkeiten verbessern kann und damit auch mein Leistungsspektrum erweitere.

4. Dein bisher schönstes Erfolgserlebnis im Marketing?

Durch Instagram konnte ich die Illustration als zweites Standbein etablieren. Ganz unkompliziert und ohne offiziellen Launch, wie man heute sagt. Ich zeige einfach meine Arbeiten und bekomme Feedback. So ist auch der Auftrag für mein erstes Kinderbuch „Urlaub auf dem Campingplatz“ für Kinder ab 3 Jahre zustande gekommen. Den Auftraggebern hat mein Stil gut gefallen, und sie wollten ähnliche Bilder für das Büchlein. Das hatte also einen richtigen Effekt. 

5. Zeigst Du Dich heute anders als früher?

Früher habe ich viel mehr im stillen Kämmerlein gearbeitet und wenig von dem gezeigt, was ich mache. Das Umdenken kam erst mit meinem Wunsch, auch als Illustratorin sichtbar zu sein. Und mit der Entscheidung, meine Arbeiten auf Instagram zu zeigen. Das ist seit 2018 peu à peu gewachsen. Heute gehe ich mit dieser Sichtbarkeit viel natürlicher und selbstverständlicher um.  

Auf Instagram gibt es unglaublich viele Illustratoren, die sehr talentiert sind und tausende Follower haben. Aber das ist eher eine große Inspiration für mich. 

6. Hat sich die Beziehung zu Deinen Kund:innen verändert?

Ich denke, ich trete selbstbewusster auf und kann meine Angebote besser kalkulieren und verhandeln. Nach so vielen Jahren weiß ich, wie lange ich für verschiedene Arbeitsschritte brauche und was ich dafür veranschlagen kann. Und mir gefällt es immer mehr, direkt mit Kunden zusammenzuarbeiten. Früher liefen viel mehr Aufträge über Agenturen, die dann die gesamte Kommunikation steuerten.  

7. Hand aufs Herz, wo stehst Du Dir selbst noch im Weg?

Neue Kunden zu akquirieren, ist mir meistens unangenehm. Ich finde es generell schwierig, auf Menschen zuzugehen und die eigene Arbeit anzupreisen. Das widerstrebt mir völlig. Ich mache das lieber indirekt, indem ich meine Arbeiten zeige. Dann habe ich nicht das Gefühl, dass ich angebe, weil das ja durch meine Hände entstanden ist. Und ich zeige damit, wie ich anderen geholfen habe, ihr Thema visuell greifbar zu machen. Seitdem ich sage, dass ich Animation und Illustration mache, muss ich auch nicht mehr so viel erklären, weil der Kontext klarer ist. Bei Animation denken nämlich viele erstmal an Hotelclubs. 

8. Wo soll's künftig hingehen?

Die Gewichtung von Animation und Illustration ist im Moment relativ ausgeglichen, damit bin ich sehr zufrieden. Eine neue Baustelle brauche ich da erstmal nicht. Ich würde mich freuen, wenn es im Laufe der Zeit noch mehr in Richtung Illustration geht, weil mir das einfach sehr am Herzen liegt. Ansonsten habe ich noch ein paar Online-Kurse in der Pipeline. Die sind schon gekauft, aber noch nicht angeschaut. Digitale Illustration ist zum Beispiel ein spannendes Thema für mich. Die Bilder sehen aus, wie analog gezeichnet, sind aber digital erstellt. Das mache ich jetzt zwar auch schon, aber es geht noch viel ausgefuchster. 

9. Dein Marketing-Tipp für andere Soloselbstständige?

Einfach machen. Damit meine ich auch Projekte, auf die man selbst Lust hat. Ich habe zum Beispiel mal in Eigeninitiative ein Plakat entworfen, drucken lassen und über Facebook beworben. Den Erlös wollte ich spenden. Leider lief das Projekt nicht besonders gut. Einen Etsy-Shop habe ich auch schon ausprobiert, um eigene Drucksachen verkaufen zu können. Das war alles viel komplizierter als ich dachte und der zeitliche Aufwand unerwartet hoch. Aber das ist nichts, was mir irgendwie geschadet hätte. Rückblickend sind das lauter kleine Schritte, bei denen man viel Neues lernt und die am Ende auch dazu führen, dass man sichtbarer wird.

Danke für das Interview, liebe Ulrike!

Wenn Du mehr über die Arbeit von Ulrike Niedlich erfahren möchtest, dann schau auf ihrer Website oder auf Instagram vorbei.

 

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